Skip to main content

Die asiatische Hornisse (Vespa Velutina) wurde erstmals 2014 in Deutschland festgestellt. Wahrscheinlich wurde diese invasive Art im Jahr 2004 über Transportwege aus Übersee nach Frankreich nach Europa eingeschleppt. Seitdem hat sich die asiatische Hornisse in Frankreich und Spanien massiv ausgebreitet. Seit 2018 ist die Verbreitung in Deutschland rasant angestiegen. Es wird vermutet, daß sich die asiatische Hornisse mit ca. 80km pro Jahr ausbreitet und wird somit voraussichtlich in Kürze ganz Deutschland besiedelt haben. In Frankreich und Spanien hat diese Art bereits zu massiven Schäden in der Imkerei und Landwirtschaft geführt. Daher muss versucht werden, die Ausbreitung dieser Art zu minimieren.

Seit 2024 gibt es die Möglichkeit Sichtungen online im Saarland über das Portal https://www.velutina-saar.de [externer Link] zu melden.

Bis zu ca. 85% der benötigten Nahrung an Proteinen deckt die asiatische Hornisse mit gefangenen Honigbienen - unsere heimischen Bienen stehen also ganz oben auf dem Speiseplan. Dies ist leider ein Problem, da Nester der asiatischen Hornisse wesentlich größere Populationen als z.B. unserer heimischen europäischen Hornisse aufweisen. Da zudem Fressfeinde fehlen, kann sich die asiatische Hornisse nahezu ungehemt ausbreiten. Hier gilt es für die Imker einzugreifen.

Die Suche nach den Nestern

Dochtglas Methode ("Locktöpfe")

Zuerst sollte der Befall mittels Dochtglas ("Locktopf") geprüft werden (auch wenn keine asiatische Hornisse bisher gesichtet wurde). Hierzu mischt man in gleichen Anteilen dunkles Bier, Weißwein und Johannisbeersirup (z.B. 300ml dunkles Bier, 300ml Weißwein, 300ml Johannisbeersirup). Anschließend wird z.B. ein Marmeladenglas verwendet und ein Loch in den Deckel gebohrt. Durch dieses führt man ein Filztuch (die Farbe gelb wird am besten angenommen), welches sich dann mit der Lösung vollsaugt. Anschließend wird dieses in erhöhter Position vom Boden (ca. 1-1,5m) und mit möglichst freiem Sichtfeld in alle Richtungen (Feld etc) aufgestellt. Nach spätestens 24 Stunden werden sich neben Wespen auch asiatische Hornissen einfinden (sofern vorhanden).

Nun kann der Imker einzelne Hornissen einfangen (analog zum einfangen einer Bienenkönigin - Zeichenkolben) und diese z.B. mit einem Edding oder Posca-Stift markieren. Nachdem die Hornisse wieder vorsichtig auf den Docht entlassen wurde, wird diese wieder anfangen Nahrung aufzunehmen und anschließend zurück zum Nest zu fliegen. Sollte die Hornisse stattdessen einfach abfliegen (Stress), wird mit der nächsten Hornisse weiter gemacht. Sobald eine markierte Hornisse am Dochtglas getrunken hat und abfliegt, stoppt der Imker die Zeit, die die Hornisse vom Dochtglas und wieder zurück benötigt. Es ist notwendig die Zeit mehrmals (3+) zu stoppen und hierbei die schnellste Zeit für Berechnungen zu verwenden. Gemäß verschiedener Quellen wird angenommen, daß die asiatische Hornisse ca. 45 Sekunden im Nest verweilt, um die Nahrung abzugeben. In der Praxis haben wir Fluggeschwindigkeiten um 6,5m/Sekunde berechnet. Benötigt nun eine Hornisse vom Dochtglas und wieder zurück z.B. 2 Minuten (=120 Sekunden), so wäre die reine Flugzeit 75 Sekunden - pro Richtung 37,5 Sekunden. Multipliziert man 37,5 Sekunden mit 6,5m/Sek. erhält man somit rund 243 Meter Entfernung zum Nest. Weiterhin ist es unabdingbar die Flugrichtung der Hornissen möglichst genau (idealerweise mit mehreren Personen) zu identifizieren. Der Standort der Dochtgläser sollte daher am besten auf einem freien Feld oder Platz sein, damit die Hornisse keine Hindernisse umfliegen muss und so die Flugbahn nicht eventuell unsichtbar verfälscht wird. Sofern die gestoppte Zeit über 3 Minuten liegt, sollte erwogen werden ein zweites Dochtglas näher zum vermuteten Nest (also in Flugrichtung) aufzustellen. Hierbei muss beachtet werden, dass die asiatische Hornisse in unmittelbarer (ca. 50-100 Meter) Nestnähe die Dochtgläser nicht mehr annimmt. Daher sollte eine Flugzeit von ca. 1:30 Minuten als sehr guter Wert verstanden werden - ab hier sollte manuell gesucht werden.  Das ursprüngliche Dochtglas sollte belassen werden. Idealerweise fängt man eine Hornisse am Dochtglas ein, bevor diese Nahrung aufnehmen kann. Diese Hornisse wird dann an das neue (nähere) Dochtglas mitgenommen und wird dort vorsichtig an das Dochtglas ausgesetzt, so dass Nahrung aufgenommen werden kann. Die Hornisse wird sich nach dem ersten Abflug in kreisenden Flugbahnen orientieren. Mit etwas Glück kehrt diese Hornisse nun zum neuen näheren Dochtglas zurück und man kann nach 2-3 weiteren Flügen die Zeit stoppen (erst dann ist die Hornisse wirklich eingeflogen). Sollte dies beim ersten Versuch nicht funktionieren und die Hornisse zum ersten Dochtglas zurückkehren, wiederholt man die Prozedur. Sollte dies auch nach mehreren Versuchen misslingen so ist eventuell das neue Dochtglas weiter vom Nest weg als das Ursprüngliche - in dem Fall eine andere Stelle ausprobieren. Sofern von mehreren Dochtgläsern aus gesucht wird bietet sich als Methode auch die Triangulation an - man verbindet die Flugstrecken von mehreren Abflugorten - an der Stelle an der sich die Flugbahnen kreuzen befindet sich höchstwahrscheinlich das Nest. Diese Methode funktioniert nur zuverlässig, wenn es nur ein einzelnes Nest mit gleichbleibenden Flugzeiten gibt. Sollten sich Hornissen mit unterschiedlichen Flugzeiten an einem Standort ergeben, muss mit mehreren Nestern gerechnet werden. Es kann vorkommen, daß sich an den Dochtgläsern auch Vespa Crabro einfinden und diese sich mit der Velutina bekämpfen. In diesem Fall ist es ratsam die Crabro(s) mit Spange etc. abzufangen und so lange zu "käfigen" bis alle Messungen durchgeführt wurden. Ansonsten sind teilweise keine sauberen Messungen wegen Störungen/Kämpfen möglich. Die Crabro(s) sind nach Beendigung der Messungen unverzüglich freizulassen.

Hier wurde die Flugrichtung (Winkel) grob bestimmt (rote Linien). Nach gemessener bester Flugzeit von 1:56 Minuten wurden 2 Kreise um den Standort des Dochtglases gezogen. Der erste Kreis wurde unter Annahme einer Fluggeschwindigkeit von 6m/Sekunde gezogen (= 35.5 Sekunden pro Strecke = 213 Meter), der zweite Kreis unter Annahme von 6,5m/Sekunde (= 230 Meter). Nach Suche wurde das Nest am rot markierten Punkt zwischen den beiden Kreisen (wie angenommen) gefunden.

Als Hilfsmittel diente hier die Seite Calcmaps [externer Link].

Die Nester sollten nur mit speziellem Schutzanzug (hier: Marke Xorsa, Spanien) entfernt werden. Ein normaler Imkeranzug ist nicht ausreichend, da die asiatische Hornisse über eine Stachellänge von 6mm verfügt und damit problemlos alle handelsüblichen Anzüge durchsticht. Erschwerend kommt hinzu, daß in Nestnähe massive Angriffe von teils mehreren hundert Individuen erfolgen - Lebensgefahr. In Spanien und Frankreich kommt es jedes Jahr zu zahlreichen Todesfällen.

Primärnest der asiatischen Hornisse, noch ca. Größe eines Handballs.

Entferntes Nest

Nahaufnahme des teilgeöffneten Nests mit sichtbarer Brut

Video der Entfernung eines großen Sekundärnests unter Verwendung einer Drehleiter der Feuerwehr.

Tragbare Wärmebildkamera

Die Nestsuche mittels tragbarer Wärmebildkamera ist eine gute Methode um (Wald-)Randgebiete zu durchsuchen sowie um insbesondere stark bewachsene Bäume (z.B. Tannen) zu prüfen. In diesen ist oftmals ein Nest kaum zu sehen, vorallem bei größeren Bäumen. Wichtig ist hierbei die Nutzung des richtigen Winkels um den Fokus explizit auf die Bäume zu lenken – ansonsten kann andere Wärmestrahlung (z.B. von Gebäuden) die Skalierung so verfälschen, dass ein Nest nicht mehr erkennbar ist. Es sollten somit nur Objekte mit ähnlicher Temperatur im Blickwinkel der Kameravorhanden sein. Als sehr gut geeignet haben sich Wärmebildkameras mit dualer Funktion erwiesen (Digitalkamera + Infrarot), die zudem über einen Laser verfügen (z.B. Hersteller: Testo, 88x Serie). Mit diesem ist das potenziell ausgemachte Nest zu markieren, so dass ein Mithelfer diesen Punkt dann explizit mit z.B. Fernglas prüfen kann. Oft findet man in Bäumen neben Vögeln auch Eichhörnchen und andere Bewohner, die aber deutlich kleinere Wärmesignaturen haben. Nach etwas Eingewöhnung kann man hier sehr schnell unterscheiden und gute Erfolge erzielen.

Drohne mit Wärmebildkamera

Mittels Drohne mit Wärmebildkamera können Nester der Vespa Velutina aufgespürt werden. Hier sind allerdings mehrere Faktoren unbedingt zu berücksichtigen:

  • Es müssen die gesetzlichen Bestimmungen beachtet werden. Der Pilot muss über einen gültigen und für den Flug passenden Drohnenführerschein verfügen. Es darf ausschließlich VLOS (mit ständiger Sicht zur Drohne) und ggfs. EVLOS geflogen werden, BVLOS nur mit STS/Ausnahmegenehmigung! Das Standardscenario DE.STS.FARM ist hier zudem eventuell von Vorteil. Weiterhin dürfen Naturschutzgebiete generell nicht überflogen werden (sofern Nester in Wäldern vermutet werden!). Es empfiehlt sich daher Wärmebildkameras mit Linsen >19mm zu verwenden um Nester auch aus größerer Entfernung aufzuspüren.
  • Die Flüge sollten früh morgens, idealerweise um/vor Sonnenaufgang durchgeführt werden. Zu dieser Zeit ist die Temperaturdifferenz zwischen Nest und Umgebung am größten und daher die Wahrscheinlichkeit der Detektion am höchsten. In der Praxis haben sich Aussentemperaturen von <15 Grad Celsius als am besten geeignet erwiesen. Übersteigt die Temperatur diesen Wert, ist eine Auffindung kaum mehr sinnvoll möglich.
  • Bevor ein Flug geplant wird, sollte das zu prüfende Areal vorher eingegrenzt werden. Hierzu empfiehlt sich die Dochtglas-Methode in Verbindung mit Kreuzpeilung. Damit wird das zu prüfende Gebiet eingegrenzt und wertvolle Flugzeit kann am sinnvollsten genutzt werden.

Hier wurde ein aktives Nest mittels Drohne samt Wärmebildkamera (DJI XT v2 640x512 30hz, 19mm Linse) gefilmt. Die Umgebungsparamter waren nicht ideal (kurz vorher starker Regen - Aussenhülle daher vermutlich kälter als üblich, zudem 12 Grad Aussentemperatur, bewölkt). Die Ansicht wird mehrfach zwischen den verschiedenen Filtern der Wärmebildkamera geschaltet, um die beste Sichtbarkeit zu finden. Abfliegende Hornissen und das Flugloch sind deutlich sichtbar.

Laut Studien [externer Link] aus Spanien (erstes Auftreten asiatischer Hornissen 2010) bauen asiatische Hornissen ihre Nester überwiegend in Laubbäumen (bevorzugt: Eichen) und an Gebäuden (z.B. Gartenhäuschen, Häuserwand).

Junge Königinnen (oder auch "Gründerinnen") können Ende des Sommers bzw. im Herbst durch die Größe des Mesoscutum sowie Gewicht von Arbeiterinnen unterschieden werden. Gemäß Studien [externer Link] wiegen Arbeiterinnen maximal 0,63g und besitzen ein Mesoscutum von unter 4.5mm - alles über diesen Werten ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Königin. Dies liegt insbesondere an den Fettreserven, die sich die Jungköniginnen als Wintervorrat anlegen. Um eine Wiegung korrekt durchzuführen sollten gesammelte Exemplare schnellstmöglich eingefroren werden. Danach sollten diese entnommen und 2 Stunden aufgetaut werden. Dies dient dazu, mögliche niedergeschlagene Luftfeuchtigkeit an der auftauenden Hornisse verdampfen zu lassen - ansonsten würde diese das Gewicht verfälschen (erhöhen). Anschließend kann die Hornisse gewogen werden. Es ist auch möglich bereits getrocknete Exemplare zu wiegen und zu vergleichen - hier gelten allerdings geringere Gewichtsgrenzen.